Alles über Poppers
Um es gleich vorweg zu nehmen: Poppers wird zwar geschnüffelt, hat aber nichts mit
den gefürchteten lösungsmittelhaltigen Schnüffeldrogen zu tun. Lösungsmittel sind
extrem gesundheitsschädigend und sogar lebensbedrohend - Poppers dagegen ist
vergleichsweise harmlos. Wobei das Wort „harmlos“ mit aller Vorsicht zu verwenden
ist. Auch wenn der Geruch an Lösungsmittel erinnert, darf man die Wirkungen und
Nebenwirkungen der chemischen Substanzen nicht durcheinander werfen.
Die flüchtigen Dämpfe von Poppers werden aus kleinen Glasampullen inhaliert und
sorgen für eine schlagartige Erweiterung der Blutgefässe. Der Rausch setzt
unmittelbar nach dem Einatmen ein und hält für einige Minuten an. Die erwünschten
Wirkungen machen Poppers so beliebt: Nahezu unbändige Geilheit bei gleichzeitiger
Entspannung, Hingabe und höhere Empfindsamkeit. Auch das Schmerzempfinden
wird herabgesetzt, was beim Analverkehr manchmal von Vorteil ist. Vor allem aber
berichten Poppers-User von einem erheblich intensiveren Erleben des Orgasmus.
Es gibt aber auch unerwünschte Nebenwirkungen: So hat Poppers die unangenehme
Eigenschaft der Willensschwächung. Was oft dazu führt, dass die Regeln des Safer
Sex ausser Acht gelassen werden. In Kombination mit Alkohol ist die Gefahr noch
grösser. Auch der Blutdruck kann bis zur Ohnmacht absinken, auch die
Sauerstoffversorgung des Gehirns wird während des „Flashs“ drastisch reduziert.
Kopfschmerzen und Schwindelgefühl können die Folge sein. Poppers lässt
Gehirnzellen absterben und das kann langfristig zu einer Beeinträchtigung der
intellektuellen Leistungsfähigkeit führen. Das Ausmass der Zerstörung soll etwa der
eines Alkoholrausches entsprechen. Des weiteren soll Poppers die Zahl der
körpereigenen Helferzellen vermindern und damit das Immunsystem schwächen.
Einige wenige AIDS-Forscher gehen sogar davon aus, dass Poppers deshalb für die
Ausbreitung von HIV verantwortlich ist.
Besonders gefährlich ist Poppers in Verbindung mit der Potenzpille Viagra. Die
deutschen Aidshilfen haben aus diesem Grund eine Aufkleberkampagne mit dem
Slogan "Viagra und Poppers in Kombination kann tödlich sein" initiiert. Sie haben dies
nicht aufgrund einer hypothetischen Gefahr, sondern aus konkretem Anlass getan:
Verschiedene Todesfälle in Kombination mit Viagra bzw. anderen nitrathaltigen
Medikamenten hat es nämlich schon gegeben. Auch in Kombination mit Ecstasy dürfte
Poppers äusserst gefährlich sein. Viele wissen das nicht und benutzen Poppers im E-
Rausch auch in Techno-Discos.
Vorsicht ist auch beim direkten Hautkontakt mit Poppers geboten.
Schleimhautverätzungen zählen zu den geringsten aller Probleme. Inzwischen gibt es in
der Schwulenszene auch Poppers-Inhalatoren: kleine Röhrchen, die mit
poppersgetränktem Zellstoff befüllt werden. Wer Poppers aber schluckt, muss nicht nur
mit Übelkeit und Brechreiz, sondern auch mit tödlichen Folgen rechnen. Bekannt ist der
Fall eines Mannes, der Poppers versehentlich in die Nase bekam und schwerste
Hirnschäden, die einem Schlaganfall gleichkamen, davontrug. Seit dem sitzt er im
Rollstuhl.
Wer Poppers beim Sex benutzen will, muss einige Regeln beachten. Ganz wichtig:
Wer an schwachem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen oder gar einem
Herzklappenfehler leidet, darf Poppers auf keinen Fall benutzen!
Mittlerweile hat auch die heterosexuelle Welt die Wirkung von Poppers erkannt.
Gehandelt werden die kleinen Glasampullen in Sexshops und Pornokinos - oft „unter
dem Tisch“. Denn der offizielle Handel ist verboten, da Nitrite unter das
Arzneimittelgesetz fallen. Normalerweise dürfte Poppers nur in Apotheken und auch
nur auf Rezept zu haben sein. Der Besitz ist aber erlaubt. Die kleinen Flaschen
werden deshalb auch als „Raumaroma“ angeboten. Selbst als „Tonkopf-Reiniger“ oder
als Treibstoffzusatz für Modellflugzeuge lässt sich Poppers verwenden.
Früher wurde Poppers in der Medizin eingesetzt. Und zwar zur Behandlung von
Herzbeschwerden und Asthma. Wegen der stark blutdrucksenkenden und
muskelentspannenden Wirkung fand es früher auch Anwendung im Kreisssaal. Als
Medikament wird es heute noch zur Behandlung von Herzkrämpfen eingesetzt.
Wichtig zu wissen: Poppers lässt sich industriell recht preiswert herstellen, die
Verkaufspreise in deutschen Sexshops liegen aber oft um 20 Euro pro Flasche. Wer
einmal im Internet, vornehmlich auf Seiten holländischer Anbieter schaut, kann sich
beliebte Poppers-Sorten wie Rush, Hardware, Rave oder Jungle Juice auch schon für
weit unter acht Euro bestellen. Witzigerweise überbringt dann der Postbote die heisse
Ware mit unschuldiger Miene.
Übrigens: Poppers ist nicht unbegrenzt haltbar und zersetzt sich mit der Zeit, weil es
Feuchtigkeit aus der Raumluft anzieht. Am besten hält sich die Substanz, wenn sie kühl
aufbewahrt wird - also im Kühlschrank oder besser noch in der Tiefkühltruhe. Dort ist es
monatelang haltbar. Vor dem Öffnen sollte die Ampulle aber auf Zimmertemperatur
gebracht werden, um die Kondensation von Wasser in der Flasche zu verhindern.
Von einer direkten körperlichen (physischen) Abhängigkeit ist nichts bekannt.
Trotzdem besteht Suchtgefahr, da der User durch den Konsum von Poppers eine
enthemmte Sinnlichkeit und Intensivierung seines Sexuallebens erlebt und damit der
Wunsch nach Wiederholung besteht. Damit ist eine so genannte psychische
Abhängigkeit möglich, die Vergleichbar ist mit dem Drang, eine Zigarette zu rauchen.
Wer Poppers nicht kennt, benutzt möglicherweise ein oft gehörtes Vorurteil. Viele
meinen nämlich, Poppers sei ein Aphrodisiakum - also ein Mittel, das den
Geschlechtstrieb anregt. Das ist Unsinn, denn wer gerade völlig ungeil ist, kommt
durch Schnüffeln von Rush & Co garantiert nicht auf Touren. Im Gegenteil: Die
Fähigkeit, dann noch eine vernünftige Latte zustande zu bringen, schwindet.
(Zusammenstellung aus dem Internet)